Kölner Zoo

Von der Urzeit in die Zukunft

Mit 165 Jahren kann der Kölner Zoo auf eine lange, ereignisreiche Geschichte voll tierischer Highlights zurückblicken. Zum Jubiläumsjahr 2025 schweifen die Blicke von Zoo-Vorstand Christopher Landsberg und seinem Team zurück, weit jenseits des Gründungsjahrs bis zur Zeit der Dinosaurier, aber auch nach vorn: Auf eine Zukunft für den Artenschutz und das tierische Zusammenleben mit neuen Attraktionen in der Domstadt. Dabei stets mit im Fokus: Marketingaktionen und haptische Botschafter, die den Zoo erlebbar machen.

Der Kölner Zoo feiert 2025 sein 165-jähriges Bestehen. Was erwartet Gäste im Jubiläumsjahr? Und warum trifft man seit Neuestem jenseits der Erdmännchen, Pinguine und Co. noch auf ganz andere ungewöhnliche Wesen?
Christopher Landsberg:
Als einer der ältesten und artenreichsten Zoos Deutschlands haben wir uns zum Jubiläum einiges einfallen lassen. Den Startschuss machte das China Lights-Festival, ein groß angelegtes Lichtspektakel im Winter, das in dieser Saison mit 1.400 Lichtskulpturen mit leuchtenden Jubiläumselementen aufwartete – u.a. mit dem historischen Tor, Tierwärtern und Kartenabreißern und der Lokomotive, die über 40 Jahre auf dem Spielplatz im Zoo stand.
Im Frühjahr haben wir dann alle Register gezogen: Seit April können Gäste aus Anlass unseres Jubiläums zusätzlich zu den Tieren Dinosaurier bestaunen. Die Figuren der Dinoworld sind maßstabsgetreu und zum Teil lebensgroß nachgebildet und befinden sich an 14 Standorten auf den Grünflächen zwischen den und teils auch in den Tiergehegen. Bis auf unseren größten Dino, den Argentinosauros sind alle mechatronisch animiert, brüllen lautstark, bewegen Köpfe und Arme und wirken so besonders realistisch. Der Argentinosaurus muss sich demgegenüber gar nicht bewegen, um Eindruck zu schinden: Mit gut 35 m Länge und 12 m Höhe ist er schon von Weitem selbst über den Baumkronen zu sehen.

Da haben Sie einen echten Hingucker geschaffen. Wie ist die Idee zur Sonderausstellung entstanden?
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Unternehmen Dino Don, deren Geschäftsführer Don Lessem in den 1990er Jahren die Figuren für den Kassenschlager Jurassic Park mitentworfen hat. Dino Don war bereits mit Ausstellungen in anderen europäischen Ländern sowie in Berlin und Leipzig aktiv. Darüber haben wir uns kennengelernt und die Idee zu einer Kooperation kam auf. Dino Don überzeugt einfach in der Qualität und der beindruckend realistischen Umsetzung der Figuren – alle sind aufwendig aus handgeformtem Schaumstoff und Silikon hergestellt. Der Aufbau allein dauerte rund drei Wochen, für einige Figuren mussten Fundamente gelegt werden.
Über ausführliche Schilder erfahren Gäste dann mehr zu den jeweiligen Dinos. Neben den bekanntesten Vertretern sind einige weniger prominente, in Europa gefundene Arten wie z.B. Europasaurus und Lourinhasaurus dabei, deren Fossilien in Deutschland und Portugal entdeckt wurden. Das zeigt den Gästen: Diese riesigen, beeindruckenden Tiere haben mal hier gelebt und sind inzwischen ausgestorben, so könnte es heutigen Tieren auch ergehen.
Damit verweisen wir auf das Artensterben heute und unsere Rolle für den Schutz bedrohter Tiere. Der Kölner Zoo verschreibt sich seit Jahren aktiv dem Erhalt seltener exotischer wie auch heimischer Arten. Dafür wurden wir u.a. mit dem international renommierten Wolfgang-Kiessling-Preis für Artenschutz ausgezeichnet.

Sicherlich spielt hier auch der Unterhaltungsfaktor eine Rolle, wenn man z.B. an Anknüpfungspunkte zu aktuellen Kino-Blockbustern wie Jurassic World denkt?
Natürlich ist die Faszination, die von den Dinos für Jung und Alt ausgeht, ein weiterer Aspekt und hat unsere Entscheidung zur Umgestaltung im Zoo beeinflusst. Wir haben uns in diesem Jahr bewusst ins Zeug gelegt und mit der Dinoworld eine extra Attraktion geschaffen, die für alle Gäste frei zugänglich ist und so das Zooerlebnis ergänzt. Dies nicht zuletzt auch als schönen Ausgleich für einige derzeit nicht zugängliche Bereiche des Zoos, die gerade umgebaut und teils großzügig erweitert werden, wie die Giraffenanlage oder das durch den Brand vor zwei Jahren beschädigte Tropenhaus. Hier konnten wir aber jüngst in einem weiteren Bauabschnitt eine Außenanlage für Baumkängurus und Krallenotter eröffnen und diesen Bereich der Öffentlichkeit wieder zugänglich machen.
Ergänzt wird das alles durch eine VR-Erlebnis der besonderen Art, das zusammen mit dem Kölner Unternehmen TimeRide entwickelt wurde. Diese VR-Experience begleitet Saurier auf ihrem Siegeszug an Land, im Wasser und in der Luft bis hin zu ihrem Aussterben. Als Erzähler führt Erfolgsautor Frank Schätzing durch die Urzeit. Anhand der Verkaufszahlen des Dino-Tickets, die 15% der verkauften Ticktes im zweiten Quartal ausmachen, können wir jetzt schon eine gute Resonanz erkennen.
Ergänzend zum Dinosaurierspektakel gibt es zudem ein Panini-Album mit drei Doppelseiten zur Dinoworld.

Das Panini-Album ist also eine weitere Marketingaktion zum Jubiläumsjahr?

Zoo-Vorstände Christopher Landsberg (l) und Prof. Theo Pagel (r) präsentieren gemeinsam mit Rainer Virnich, Vorstand der Sparkasse KölnBonn, das mit Unterstützung der Sparkasse produzierte Panini-Album des Kölner Zoos.

Tatsächlich ist es das erste Panini-Album für den Kölner Zoo und wurde zum Anlass unseres 165-jährigen Bestehens extra für uns konzipiert. Auf 48 Seiten und in 260 Stickern zeigen wir die Geschichte des Zoos, unsere Tiere von Publikumslieblingen wie Erdmännchen und Elefanten bis hin zu Exoten wie Philippinenkrokodil und Tigergecko sowie unsere Zoowelten wie das Aquarium, den Hippodom, den Seelöwenfelsen oder unseren Clemenshof mit einheimischen Tieren bis hin zu Hennes IX., dem Maskottchen des 1. FC Köln.

Mittlerweile gibt es viele Anbieter für Sticker-Alben. Warum haben Sie sich für Panini entschieden?
Damit wir mit dem Album die Eltern ebenso begeistern können wir junge Zoo- und Sticker-Fans, haben wir bewusst auf die bewährte Marke Panini gesetzt – das weckt Nostalgie in der älteren Generation. Ich muss zugeben, dass für mich ein kleiner Kindheitstraum in Erfüllung ging, weil ich tatsächlich einen eigenen Sticker im Album habe: Prof. Theo Pagel und ich sind als Zoo-Doppelspitze auf der ersten Seite zu sehen.
Jenseits der Erinnerungen an Fußball-Sammelalben der vergangenen Jahrzehnte macht die Entscheidung für das italienische Original aber auch in puncto Qualität einen Unterschied. Das Hamburger Unternehmen Juststickit, das mit Panini zusammenarbeitet, hat das Album in Absprache mit uns konzipiert und in der Originaldruckerei im italienischen Modena drucken lassen.

Bekommen Gäste das Album nur in Kombination mit dem Dino-Ticket?
Nein. Das Panini-Album gibt es wie unser gesamtes weiteres Merchandise in unseren Zoo-Shops zu kaufen. Zusätzlich zum Einkauf im Shop wird pro fünf Euro Einkaufswert ein Stickertütchen dazu gegeben, ebenso wie bei Bestellung des Dino-Menüs in unserem Zoo-Restaurant.
In den beiden Zoo-Shops wartet auf Gäste darüber hinaus eine breite Palette mit Dinosaurierartikeln von Plüschtieren über Sammelfiguren und Spiele bis hin zu Büchern über die Urzeit. So ergänzen das Panini-Album und die neuen Artikel zur Dinoworld die große Produktauswahl von über 5.000 Artikeln in den Shops.

Welche Rolle spielen die Produkte für den Zoo? Ist der Shop eine wichtige Einnahmequelle?
Inzwischen auf jeden Fall. Seit 2007 bilden Prof. Pagel und ich den Vorstand des Zoos. Als Biologe ist mein Kollege dabei für alles Tierische zuständig und ich für alle kaufmännischen Themen. Gemeinsam haben wir in Abstimmung mit unserem Masterplan viele Entscheidungen getroffen, die den Zoo in Richtung Zukunft besser aufstellen sollen, so auch beim Thema Shop und Merchandise.
Bis 2014 gab es nur einen kleinen Shop am Haupteingang, der damals einen sehr viel geringeren Umsatz machte als heute. Im Rahmen des Neubaus des Clemenshofs und der ZooSchule wurden 2014 auch der Shop und das Retailgeschäft neu aufgesetzt, und so entstand ein großer und einladender Shopbereich am Haupteingang. Daneben wurde der alte ZooShop aufgearbeitet und an den Nebeneingang verlegt und damit der Eingangsbereich am Riehler Platz deutlich aufgewertet. Heute generieren wir mit dem Shop 1,8 Mio. Euro Umsatz jährlich und haben hier alle Angebote gebündelt, auch die Zoo-Fotografie.
Die Produkte im Shop sind aber nicht nur für den Umsatz relevant – vielmehr ist Merchandise entscheidend, wenn es darum geht, den Zoo erlebbar zu machen. Deswegen ist es uns wichtig, dass die Shops einladend und schön gestaltet sind und in ihrer heutigen Form mit der hochwertigen Produktpräsentation eines modernen Museumsshops mithalten können.

Im Zoo-Shop finden sich über 5.000 ansprechend präsentierte Artikel für Groß und Klein – seit neuestem ergänzt durch Plüschtiere, Sammelfiguren, Spiele und Bücher zur Dinoworld.

Welche Artikel kommen bei den Gästen am besten an?
Plüschtiere sind ganz klar die Favoriten im Shop. So wandern Löwen und Elefanten – und jetzt eben auch die Dinos – nach dem Zoobesuch mit nach Hause. Fanartikel des 1. FC Köln wie Maskottchen Hennes aus Plüsch kommen immer gut an, und Textilien wie unsere Shirts und Hoodies, die Tiersammelfiguren von CollectA oder der nachhaltige Modeschmuck sind sehr beliebt.
Weniger gut gehen dagegen besonders große, schwer zu transportierende Dinge wie sperrige Dekoartikel, große Bildbände o.Ä. Oft zählt hier auch der Preis: Zusätzlich zum Zooticket möchten die Leute nicht unbedingt noch 100 Euro im Shop lassen. Wir versuchen stets, auf annehmbare Preise bei möglichst nachhaltiger Produktion zu achten.

Zu den beliebtesten Produkten im Shop gehören Plüschtiere und tierische Sammelfiguren sowie T-Shirts und Hoodies, aber auch Modeschmuck und Fanartikel des 1. FC Köln.

Und was müssen Sie jenseits des Preises bedenken? Auf welche Kriterien achten Sie beim Einkauf der Werbebotschafter?
Wir müssen bei der Beschaffung natürlich die Nachhaltigkeit und das Tierwohl immer im Auge behalten. Als Zoo, der sich dem Artenschutz verschrieben hat, sind wir einem respektvollen Umgang mit den Tieren und der Natur verpflichtet. Ebenso, wie wir in der Zoogastronomie nur Würstchen und Fleisch aus artgerechter Tierhaltung anbieten und im Zweifel auf vegane Alternativen wie z.B. unsere Safari-Nuggets setzen, achten wir auch bei unseren Shopartikeln stets auf eine möglichst umweltfreundliche und faire Produktion.
Insbesondere bei kleiner Quengelware im Kassenbereich ist das nicht immer einfach, Stichwort Fertigung in Fernost und Überwachung der Lieferketten. Darum arbeiten wir mit Unternehmen wie InterArt, die sich darauf spezialisiert haben Schmuck- und Dekoartikel z.B.in Kenia fair herzustellen.
Beim Thema Plüsch setzen wir hauptsächlich auf die Marke Semo des Viersener Unternehmens Trigon, das Tiere aus fairer, nachhaltiger Produktion wie z.B. aus recyceltem rPET-Plüsch führt.
Insgesamt muss ich sagen, dass Lieferketten für Spielzeug und Kleinwaren leider nicht so gut nachvollziehbar sind wie bei Produkten in der Gastronomie, wo wir mit regionalen, saisonalen Produkten, Bio-zertifiziertem Fleisch und MSC-zertifiziertem Fisch Nachhaltiges servieren können.
Unsere textilen Werbebotschafter bieten wir inzwischen als Print-on-Demand-Artikel an und schlagen so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Kleidung bedarfsgerecht zu produzieren ist deutlich umweltfreundlicher, und wir sparen Transport- und Lagerkosten. So können wir außerdem flexibler auf die Wünsche unserer Gäste eingehen. Und die Regionalität ist hier klar gegeben, da wir für den Druck mit einem zertifizierten Betrieb in der Nähe von Köln zusammenarbeiten, mit der Boender & Beutel GmbH in Pulheim.

Was zählt ist also ein Besuch mit gutem Gewissen, auch im Zoo-Shop?
Um das positive Erlebnis perfekt abzurunden, sollen Gäste ihre Andenken an den Zoobesuch mit einem guten Gefühl im Bauch kaufen können. Für Tierliebhaber ist es da sicherlich interessant zu wissen, dass wir durch die Einnahmen des Zoo-Shops, einer 100%igen Tochtergesellschaft der AG Zoologischer Garten, unsere internationalen Artenschutzprojekte fördern und finanzieren.
Dabei ist das Abwägen von Nachhaltigkeit und Erschwinglichkeit ein stetiger Balanceakt – die Leute sollen sich das Andenken und den Snack im Zoo-Restaurant zusätzlich zum Eintrittspreis ja leisten können. Hier freuen wir uns sehr, dass unsere neuen Angebote der Dinoworld gut ankommen und wir in puncto Zukunftsplanung und Flächennutzung zum Wohl der Tiere und der Gäste anscheinend alles richtig gemacht haben.


Wie bringen Sie das Jubiläumsjahr zu Ende? Was erwartet Zoofans bis 2026?

Neben Marketingaktionen mit prominenten Gratulanten wie Frank Schätzing haben wir die neue Außenanlage für Kängurus und Otter eröffnet und natürlich wird es noch eine Reihe von Fachvorträgen sowie mit Beginn der Weihnachtszeit auch wieder China Lights im Kölner Zoo geben – wie immer mit neuen Motiven und vielen großartigen Lichtinstallationen.
Im nächsten Jahr werden wir aller Voraussicht nach die neue Giraffenanlage eröffnen und diese dann mit der schon bestehenden Nashornanlage zur neuen „Magomba-Savanne“ verbinden. Im weiteren Verlauf des Jahres planen wir, das energetisch optimierte Tropenhaus wieder zu eröffnen – mit einer Vielzahl neuer tierischer Attraktionen, die an dieser Stelle noch nicht verraten werden. Bis zum Herbst 2026 bleibt zudem unsere Dinoworld den Gästen erhalten und lockt bis dahin hoffentlich noch viele weitere tier- und dinobegeisterte Menschen in den Zoo.
// Mit Christopher Landsberg sprach Claudia Pfeifer.

www.koelnerzoo.de

Bildquelle: © Kölner Zoo (4), R. Schlosser (6), Marcel Vogelfänger (1); © WA Media, Thomas Gebhard (1)

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