Mit Blick auf das Schloss Heidelberg feierte cyber-Wear im November 2024 in prächtigem Rahmen seinen 30. Geburtstag. Die beiden Gründer, Steven Baumgaertner und Roman Weiss, starteten einst im elterlichen Keller mit dem Bedrucken von T-Shirts für Abifeiern. Mittlerweile stehen sie einem Unternehmen vor, das mit 50 Mio. Euro Jahresumsatz (2023), mehr als 80 Mitarbeitern am Hauptsitz in Mannheim, internationalen Ablegern in Asien, Amerika und Europa und über 30 Fullservice-Kunden von DB über Audi bis zu Sennheiser zu den absoluten Top-Adressen im deutschen und internationalen Werbeartikel-, Merchandising- und Corporate Fashion-Markt zählt. 

Ein Unternehmen drei Jahrzehnte lang durch nicht immer einfache Zeiten zu führen ist an sich schon eine bemerkenswerte Leistung. Wer einen Eindruck davon bekommen will, wie groß die Leistung im Fall der cyber-Wear-Gründer und -Inhaber Steven Baumgaertner und Roman Weiss ist, dem sei ein Besuch am Firmensitz des Unternehmens in der Elsa-Brändström-Straße in Mannheim empfohlen.

Im Gewerbegebiet auf der grünen Wiese haben die Heidelberger hier vor fünf Jahren ein Gebäude errichtet, das auf jedem Quadratmeter Modernität und Zukunftsgerichtetheit ausstrahlt, und das, so Baumgaertner bei der Führung durchs Unternehmen, „mit einem Schlag sämtliche potenzielle Fragen von Kunden beantwortet“. Im großzügigen Eingangsbereich z.B. schaut man nicht nur durch ein eigens eingebautes Sichtfenster auf den imposanten Logistikbereich, sondern wird auch von einer Mini-Audi-Welt empfangen: Im stylishen Pop-up-Showroom kann man die Fanartikel des Autobauers bewundern. „Habt Ihr namhafte Kunden?“ Check. „Könnt ihr Merchandising?“ Check. „Macht ihr auch In-Store Shops auf Messen oder Events?“ Check.

Gründer und CEO Steven Baumgaertner vor einem dot-on-Kunstwerk aus Klebepunkten, das auf der 30 Jahr-Feier des Unternehmens erstellt wurde.

Für die Klärung einer weiteren, laut Baumgaertner typischen Frage – nämlich die, ob cyber-Wear groß genug sei, um den Kunden zu betreuen –, reicht ein Blick in das Vertriebsbüro. Rund 50 Mitarbeiter, aufgeteilt in sechs Teams, arbeiten hier daran, alle Aufgabenstellungen rund um den Einkauf und den Vertrieb von Werbeartikeln, Merch, Mitarbeitergeschenken oder Teamwear zu erfüllen. Offenbar zur Zufriedenheit der Klienten: Im Jubiläumsjahr ist cyber-Wear für seinen exzellenten Kundenservice mit dem German Customer Award belohnt worden. Alles getreu dem Motto: „

Namhafte Brands hat cyber-Wear mit diesem Anspruch für sich gewinnen und die Zusammenarbeit im Laufe der Jahre ausbauen können. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Automotive: So zählen Audi, Ford, Porsche oder Schaeffler zu den Kunden der Fullservice-Agentur. Mit der Deutschen Bahn, Sennheiser oder den Baumaschinenherstellern Wirtgen Group oder Wacker Neuson, um nur einige wenige zu nennen, finden sich aber auch zahlreiche Biggies aus anderen Branchen im Kundenportfolio.

Diese Kunden sind anspruchsvoll, nicht nur, was termingerechte Lieferung, Qualität, Nachhaltigkeit oder Preissensitivität betrifft, sondern auch im Hinblick auf die Kreation eigenständiger Artikel. Auch das kann cyber-Wear. Im eigens eingerichteten Design-Lab tüfteln Grafiker, Designer und Fotografen an Entwürfen für Sonderanfertigungen oder Illus, Schriftzügen und Bildmotiven für Promotion Wear-Kollektionen. Mit großem Erfolg. Allein in den Jahren 2022 und 2023 errang die Agentur sieben Auszeichnungen beim von WA Media ausgerichteten Promotional Gift Award. Darunter waren so für sich selbst sprechende Produkte wie ein Plüschbär für die DB, der mit ausrangierten Uniformen der DB-Mitarbeiter eingekleidet wurde, oder die stylishe Ford Lifestyle Collection Miami Vibes. Die Key Visuals, die T-Shirts und Tassen zierten, wurden ebenfalls von den Kreativköpfen cyber-Wears entwickelt.

Für alle IT-Projekte arbeitet cyber-Wear seit vielen Jahren mit dem partnerschaftlich verbundenen Unternehmen Agiqon zusammen. Agiqon hat sich auf die Bereiche E-Commerce (Webshops, Lager-, Versand- und POS-Lösungen) sowie Business-IT (IT-Umgebungen und -Strategien) spezialisiert und seine Büros im selben Gebäude – der Austausch könnte nicht enger sein.

Hightech-Logistik

Wenn jetzt noch Fragen offen sein sollten, werden diese spätestens nach einem Gang durch das Logistikzentrum beantwortet. Hier schlägt das Herz des Unternehmens, das sich als enorm leistungsstarker Fulfillment-Dienstleister bei seinen Kunden positioniert hat.

So wurde für den Kunden Audi das automatische Kleinteilelager StoroJet implementiert. Statt über Förderbänder wird die auf mehreren Ebenen gelagerte Ware von Robotern, die an Mäh- oder Saugroboter erinnern, über Fahrstrecken zu den Ports transportiert, wo Mitarbeiter dann die einzelnen Produkte für den weltweiten Versand aufbereiten. Da im Merchandising-Bereich viele Einzel- und Kleinbestellungen aufgegeben werden, spart die StoroJet-Installation jede Menge Laufarbeit und somit Zeit wie Lagerfläche. Auf einer Grundfläche von 327 m² verteilt sich über sechs Stockwerte eine Lagerfläche von 770 m². Installiert sind zwei Highspeed-Lifte, 72 Roboter und 2.650 Warenträger.

Noch beeindruckender ist das hochmoderne AutoStore-System. Lagerflächen mit Hochregalen ermöglichen eine kostengünstige Einlagerung, da die Raumhöhe ökonomisch ausgenutzt wird. Das aus Norwegen stammende System perfektioniert das Prinzip „Ware zum Mitarbeiter“ statt „Mitarbeiter zu Ware“, was die Abläufe insgesamt radikal beschleunigt. Die Ware befindet sich in Containern, sogenannten Bins, die sich übereinander gestapelt in einem Aluminiumgerüst (Grid) befinden. Das Grid dient gleichzeitig als Schiene für die zehn Roboter, die auf der obersten Ebene hin- und herflitzen, die Container herausgreifen und dann an den Ports abliefern, wo sie von Mitarbeitern bearbeitet werden. Alle drei Sekunden, so Baumgaertner, könnte das System neue Ware zum Picken bereitstellen, nur die Mitarbeiter, die die Ware entnehmen und zählen müssen, limitieren die Bearbeitungsgeschwindigkeit.

Das System ist nicht nur ungeheuer schnell, sondern darüber hinaus auch noch enorm energieeffizient. „Unser System mit zehn Robotern verbraucht in etwa soviel Energie wie ein Computer oder ein Staubsauger“, sagt Baumgaertner. „Beim Absenken eines Containers oder beim Bremsen des Roboters wird durch regenerative Energiefunktionen Strom erzeugt. Über unsere Photovoltaikanlage auf dem Dach können wir so den kompletten Strombedarf für den Logistikbetrieb abdecken.“

Die beeindruckende Hightech-Logistik des Unternehmens perfektioniert das Prinzip „Ware zum Menschen“ statt „Mensch zur Ware“. Mit dem automatischen Kleinteilelager StoroJet, dem robotergesteuerten Lagersystem AutoStore und der automatischen Verpackungsanlage CVP Impack wird enorm viel Zeit und Lagerfläche eingespart.

Und noch ein technisches Wunderwerk ist im Logistikzentrum zu bewundern: die aus den Niederlanden stammende automatische Verpackungsanlage CVP Impack. Die einzupackende Ware – gleich welcher Form – wird auf ein Förderband gelegt, wo sie durch einen 3D-Scan fährt. Die Maschine berechnet dann die nötigen Maße der Verpackung, führt Wellpappe zu, schneidet sie zurecht, packt das Produkt ein, verklebt es und versieht es mit dem passenden Versandetikett. Gerade einmal sieben Sekunden dauert der gesamte Vorgang. Der Papp-Verschnitt wird gesammelt und an den Hersteller zurückgegeben, der daraus wieder Wellpappe produziert. Kreislaufwirtschaft at its best.

Investitionen in Millionenhöhe waren erforderlich, um den Logistikbereich in ein solches Hightech-Zentrum zu verwandeln. Dass diese sich bereits rentiert haben und in der Zukunft noch weiter amortisieren werden, davon ist Baumgaertner überzeugt. „Wir erreichen unschlagbare Betriebszeiten, eine unglaubliche Effizienz und eine Kostenersparnis für alle. Das zahlt sich gerade im kleinteiligen Segment der online betriebenen Merch-Shops unserer Kunden mit weltweitem Einzelversand schnell aus. Da wir zudem mit der Anbindung an die Shop-Systeme, die wir entwickeln und über Schnittstellen an kundeneigene ERP-Lösungen andocken, sowie Zollabwicklung oder Lagerung von POS-Materialien den Kunden ein Rundum-Sorglos-Paket im Bereich Fullservice anbieten können, haben wir hier einen echten Wettbewerbsvorteil. Im Bereich der Logistik-Lösungen sehe ich uns innerhalb der Werbeartikelbranche schon in der Pole Position.“

Start am alten Kinderschreibtisch

Angesichts des hochmodernen Auftritts in der Gegenwart fällt es schwer zu glauben, dass die Anfänge des Unternehmens tatsächlich im Keller des elterlichen Hauses von Roman Weiss zu verorten sind. Aber genauso war es, wie sich Baumgaertner zurückerinnert. „Roman und ich kannten uns aus der Schule“, erzählt der cyber-Wear-Chef. „Wir hatten einen Mitschüler, der damals gern gezeichnet hat und coole Entwürfe zu Papier brachte und hatten die Idee, diese auf Shirts zu drucken.“ Das passte zu der Zeit, denn Anfang der 1990er Jahre entstanden überall die ersten Shirt-Shops. Baumgaertner und Weiss ließen T-Shirts mit entsprechenden Motiven bedrucken und verkauften sie an Freunde und Bekannte. Mit dem Fahrrad klapperten sie die Schulen der Umgebung ab, um Aufträge für Abi-Shirts einzuholen. Eine Geschäftsidee entstand schließlich daraus, als die ortsansässige Niederlassung der Gothaer-Versicherung, Sponsor des örtlichen Tennis-Clubs, Shirts mit ihrem Logo bedrucken wollte und eine Rechnung brauchte. 1994, Baumgaertner war noch nicht mal volljährig, ließ Roman Weiss dann das Unternehmen cyber-Wear ins örtliche Handelsregister eintragen.

„Heute ist das kaum mehr vorstellbar, aber wir haben damals wirklich mit 346 D-Mark, einem alten Fax ohne Anschluss, dem tragbaren Telefon von Opa Weiss, einem Kinderschreibtisch, der mit einem Besenstiel gehalten werden musste, damit er nicht zusammenbricht, und einem alten Atari-Computer gestartet“, berichtet Baumgaertner von den Anfangszeiten.

Von Anfang an war Baumgaertner für die Bereiche Marketing & Sales zuständig, während sich sein Kompagnon um die Finanzen und Logistik kümmerte – eine Aufgabenteilung, die bis heute Bestand hat. Aber natürlich kümmerten sich die jungen Unternehmer ohnehin um alles, was anlag. „Wir waren uns beide für nichts zu schade“, betont Baumgaertner. „Wir haben im Keller im Schweiß gestanden und T-Shirts bedruckt, damit sie rechtzeitig zum Liefertermin fertig würden. Wir haben mit unseren Eltern vor „Wetten, dass ..?“ gesessen und für Bayer Markclips in Petrischalen gefüllt. Und wir sind durch ganz Europa gefahren, um Ware zu kaufen und auszuliefern. Dadurch haben wir die Branche aber auch von der Pike auf kennengelernt und wissen, was es heißt, wenn Kunden fragen, ob man binnen drei Tagen 10.000 Shirts mit Transferdruck ausliefern kann.“

Der erste Großauftrag war ein Deal für die Pro7 Sieben Morning Show, die 30.000 Caps und 30.000 Tassen brauchte. 2001 angelte sich cyber-Wear mit RWE den ersten Fullservice-Kunden für den Werbeartikelbereich, und das, obwohl die Expertise im Bereich Werbeartikel jenseits des textilen Segments immer noch nicht sehr ausgeprägt war. Binnen weniger Tage holte das Team die Angebote für die komplette Ausschreibung ein. Den nötigen Online-Shop wurde mit dem GS Shop Builder pro von Strato selbst erstellt, für das notwendige Lager wurde Fläche in der Druckerei, mit der cyber-Wear zusammenarbeitete, angemietet.

„Wir sind immer nach dem Motto verfahren: ,Sage nicht, das geht nicht, sondern mach‘ es möglich‘, konstatiert Baumgaertner. „Make it happen, shock everyone“, steht plakativ über dem kommunikativen Zentrum des Unternehmens, der cyber-Lounge und Candy-Bar.

Der cyber-Spirit

Auch wenn das Unternehmen mittlerweile in ganz anderen Sphären unterwegs ist als in den Anfangszeiten vor dreißig Jahren, hat sich doch viel von dem ursprünglichen cyber-Spirit erhalten. Und so gilt nach wie vor: Mut schlägt Zauderei. Bei cyber-Wear sind Innovationsgeist und Investitionsfreude Programm, gepaart mit der Bereitschaft, die berühmte Extrameile für den Kunden zu gehen, wenn es sein muss. „Wir haben immer aus der Intention heraus gehandelt, Dinge im Sinne des Kunden anders zu handhaben, als es allgemein üblich ist. Das ist das Erste, was man lernt, wenn man bei cyber-Wear zu arbeiten anfängt. Wir sind sehr froh, dass wir Mitarbeiter gefunden haben, die diesen Spirit auch leben. Und wer das macht, der weiß auch, dass er die Freiheit hat, einmal Fehler machen zu dürfen. Das ist das, was uns als Unternehmen prägt.“

Zahlreiche prominente Brands bauen auf den kreativen und logistischen Support von cyber-Wear. Beispiele sind der Pop-up-Showroom der Audi-Merch-Welt oder der DB-Plüschbär mit Uniform aus ausrangierter Mitarbeiter-Kleidung.

Nach wie vor spürbar nach 30 Jahren Unternehmensgeschichte ist die Lust, etwas zu verändern und nach vorne zu gehen. Und so sind auch die Weichen für die Zukunft längst gestellt. Mit Daniel Faller wurde Mitte Oktober d.J. ein neuer kaufmännischer Leiter und CFO eingestellt, der fortan die Verantwortung für Controlling, Rechnungswesen. Reporting und Administration übernehmen wird und somit Geschäftsführer Weiss entlasten soll, der sich stärker um strategische Projekte kümmert.

Bereits Ende letzten Jahres wurde verkündet, das mit der Haspa BGM (Beteiligungsgesellschaft für den Mittelstand) ein externer Investor Minderheitsgesellschafter der cyber-Wear Heidelberg GmbH geworden ist. „Wir haben den Anspruch, das Unternehmen weiter nach vorne zu treiben“, so Baumgaertner. „Teilweise sind wir mit unserer Art der Unternehmensführung auch an einige Grenzen gestoßen, da sind die Kollegen von der Haspa BGM ideale Sparringspartner. Das letzte Jahr stand eindeutig im Zeichen der Konsolidierung und des Aufbaus von Strukturen. Nun geht es darum, durch organisches Wachstum, aber auch den Zukauf von internationalen Playern, das Unternehmen konsequent auszubauen.“

Die Ziele sind ambitioniert: Aus den derzeit 50 Mio. Euro Jahresumsatz sollen in einigen Jahren 100 Mio. Euro werden. Mit dem unternehmerischen Mut, dem Innovationsgeist und dem typischen cyber-Spirit der letzten dreißig Jahre scheint das keine unlösbare Aufgabe zu sein.

www.mycybergroup.com

// Dr. Mischa Delbrouck