Zwölf Jahre war er bei Touchmore, der Agentur für haptische Markenkommunikation, seit Ende letzten Jahres ist Sven Scharr nun Geschäftsführer von Suggle – einem Ableger der auf HR-Marketing spezialisierten Agentur lessingtiede. Suggle konzipiert haptische Benefits für die HR-Branche von Onboarding-Geschenken über Teamkleidung bis hin zu Belohnungsprogramme und macht so Arbeitgebermarken spürbar.

Im Gespräch mit dem HAPTICA® Magazin erklärt Scharr die Rolle von Suggle im Employer Branding, geht dabei auf die Bedeutung von haptischen Produkten als Teil der Candidate Journey ein und erläutert, wie man beispielweise die subjektive Qualität des Onboarding-Prozesse in Unternehmen steigern kann.

Seit Oktober letzten Jahres ist Sven Scharr (m) verantwortlich als Geschäftsführer von Suggle. Im Hintergrund die beiden Gesellschafter und Inhaber der Mutteragentur Tim Tiede (l) und Dominic Lessing.

Sie haben vorher lange bei Touchmore gearbeitet und sich dort mit der haptischen Unterstützung von Vertriebs- und Marketingprozessen beschäftigt. Jetzt verantworten Sie bei Suggle die Weiterentwicklung im HR-Marketing. Was verbindet Sie mit suggle?

Sven Scharr: Suggle unterstützt als ausgelagerte Werkbank Unternehmen dabei, ihre Arbeitgebermarke durch haptische Erlebnisse und Benefits erlebbar zu machen. Mit dem Ziel, Menschen auch emotional ans Unternehmen zu binden, bietet Suggle alle Leistungen aus einer Hand – Beratung, Design, Einkauf, Logistik und maßgeschneiderte Shop Lösungen zur Mitarbeiterbindung. Ich habe jahrelang Erfahrung in der Ausgestaltung der Customer Journey Touchpoints gesammelt und Kundenbindungsprogramme mit entwickelt. Das HR-Marketing steht vor enormen Veränderungen und die dahinter liegende Methodik der Touchpointanalyse und Optimierung, auch durch haptische Erlebnisse, ist mir daher sehr vertraut. Eine große und spannende Aufgabe!

Wie kam es zur Gründung von suggle, einer Agentur speziell für haptische Employer Branding Artikel?

Wir betreuten mit lessingtiede seit vielen Jahren ein europaweites Mitarbeiterbindungsprogramm. Sämtliche Strukturen, Prozesse, Dienstleitungen und Produkte mussten zum Start dafür neu gedacht und aufgesetzt werden. Aus der Muttergesellschaft kommend, wurde schnell klar, dass es dafür eine eigene Einheit benötigt: suggle. Heute kombinieren wir die Vorteile haptischer Produkte, die Marken „greifbar“ machen, mit den digitalen Inhalten eines kompletten Ökosystems zur Mitarbeiterbindung.

Wofür steht der Name suggle?

Meine Vision: HR- oder People&Culture-Verantwortliche sollen in einigen Jahren nach wirksamen Tools im HR-Marketing „sugglen“, so wie man heute selbstverständlich etwas neues „googlet“ (lacht). Spaß beiseite: Der Name ist abgeleitet aus dem englischen „to suggest“ (vorschlagen).

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde. Was bedeutet das fürs Employer Branding?

Wir haben zusammen mit lessingtiede die Plattform hrumdenken.de entwickelt. Dort wollen wir neue Impulse setzen und zeigen, wie Unternehmen im Employer Branding kreative Lösungen finden, anstatt nur über den Fachkräftemangel zu klagen. Unternehmen, die ihre Arbeitgebermarke stark machen, können in diesem Wettbewerb viel gewinnen.

Die Gen Z wird oft als anspruchsvoll und gleichzeitig faul dargestellt. Wie sehen Sie das?

Ich erlebe die GenZ nicht faul! Anspruchsvoll und im Bewusstsein, eine (Aus-)Wahl von Arbeitgebern haben zu können, trifft es eher. In den letzten Monaten habe ich mit vielen Personalverantwortlichen gesprochen. Das Kräfteverhältnis hat sich umgedreht, und viele Unternehmen bewerben sich jetzt bei den Talenten – nicht umgekehrt. Darum ist auch die Aufgabe, das HR-Marketing strukturiert zu unterstützten so reizvoll, wie ich eingangs beschrieb.

„Medley aller Bestseller“. Die Basisvariante der Onboarding-Box von Suggle enthält Edelstahltrinkflasche, Notizbuch und Kugelschreiber und kann individuell aufs Unternehmen angepasst werden.

Was ist der jungen Generation bei der Jobauswahl besonders wichtig?

Zentrale Treiber bei der Auswahl eines neuen Arbeitgebers sind unter anderem Flexibilität & Work-Life-Balance, etwa eine vier-Tage-Woche oder Optionen für Sabbaticals oder Workation. Außerdem möchte die Gen Z kontinuierliches Lernen und persönliches Wachstum ermöglicht bekommen. Sie suchen nach Arbeitgebern, die individuelle Entwicklungspläne erstellen, Mentoring-Programme haben und flexibles und digitales Lernen ermöglichen. Eine attraktive Unternehmensvision und authentische Unternehmenswerte, die mit persönlichen Werten übereinstimmen, werden ebenso als attraktiv wahrgenommen wie ein wettbewerbsfähiges Gehalt und weitere Zusatzleistungen.

Werden Personalabteilungen finanziell besser ausgestattet, um das Thema Employer Branding voranzutreiben? Und wer ist letztlich für das Ausrollen entsprechender Kampagnen verantwortlich: Marketing oder HR-Management?

Das hängt unter anderem von der Größe ab. Bei Konzernen gibt es eigene Businessunits dafür. Bei kleineren Firmen ist es noch eher eine Marketingdisziplin und oftmals in diesem Bereich angedockt. Generell stelle ich fest: Es wird zunehmend ins Employer Branding investiert. Zeit, Geld und Know-how werden aufgebaut, denn das Thema gewinnt an Bedeutung.

Wann setzen Ihre Kunden haptische Werbemedien ein?

Zurzeit sind es häufig klassische Anlässe wie Jubiläen oder besondere Ereignisse. Aber ich sehe entlang einer Candidate Journey eine Reihe von Touchpoints, an denen ein haptisches Werbemittel und damit ein physischer Kontaktpunkt die Arbeitgebermarke positiv aufladen kann. Wir analysieren strukturiert aus Sicht von neuen und bestehenden Mitarbeitern mögliche Kontaktpunkte und entwickeln darauf basierend einen Werbemittelmix, der optimal zur Marke passt.

Neben anderen namhaften Unternehmen wie Mercedes Benz Consulting oder Rotkäppchen Sekt gehört seit 2021 auch Uber Eats Germany zu den Kunden von Suggle. Zu den von Uber in Anspruch genommenen Dienstleistungen gehören Produktdesign, Auswahl, Einkauf, Veredlung, Produktion, Verpackung, Koordination und Support.

Was tun Sie, um schon im Bewerbungsprozess, also vor dem eigentlichen Onboarding, positive Touchpoints zu schaffen?

Gerade im Recruiting läuft vieles digital. Die Bemühungen seitens der Unternehmen, auf vielen relevanten Kanälen präsent zu sein, nehmen massiv zu. Dennoch haben wir bei unseren Gesprächen festgestellt, dass Karriere- und Jobmessen wieder eine zunehmend tragende Rolle einnehmen. Unternehmen wollen den Live-Kontakt nutzen, um sich besser, menschlicher und anfassbarer zu präsentieren. Hier werden gerne Giveaways eingesetzt, die später als Erinnerungsverstärker fungieren. Wichtig ist es darauf zu achten, dass die Produkte eine Geschichte erzählen, die zur Arbeitgebermarke passt, dass also Wertschätzung mit Inhalt verknüpft wird. Das Präsent sollte situativ angemessen ausgewählt werden und keine Dissonanzen erzeugen. Es wirkt komisch, etwas Überkandideltes auf Jobmessen einzusetzen. Aber eine Tüte Gummibären macht´s eben auch nicht (mehr).

Sie bieten Onboarding-Boxen an. Was ist da alles drin?

In der Basisversion befindet sich ein Medley aller Bestseller, z.B. eine Edelstahl-Trinkflasche, ein Willkommens-Notizbuch und ein Kugelschreiber, das Ganze ist ready-to-use binnen14 Tagen. Natürlich ist das Produkt modular aufgebaut und kann individuell aufs Unternehmen angepasst werden.

Spoiler: Unsere Azubine hat aus der Zielgruppe für die Zielgruppe ein spezielles Azubi-Onboarding-Angebot entwickelt. Darin enthalten ist u.a. ein gebrandeter Unternehmens-Rucksack samt hochwertiger Technikgadets.

Helfen solche Boxen wirklich beim Start neuer Mitarbeiter?

Sie tragen zu einem guten Gefühl bei, definitiv. Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck. Natürlich müssen die Rahmenbedingungen passend sein, denn keine Onboarding-Box der Welt bügelt es aus, wenn am ersten Tag ein (digitaler) Handshake des Chefs fehlt.

Willkommensgeschenke fördern die Identifikation mit dem Unternehmen. Für uns beginnt Onboarding übrigens nicht erst am ersten Arbeitstag, sondern direkt nach der Vertragsunterschrift und geht (mindestens) bis zum Ende der Probezeit. Stellen Sie sich beispielweise vor, dass Sie nach Unterzeichnung ihres neuen Arbeitsvertrages Post bekommen, indem Ihr neues Namensschild enthalten ist. „Wir freuen uns auf Dich!“ ist ein sehr starkes, implizites Signal, dass damit ausgesendet wird. Begleitet durch einen Link in unser Pre- und Onboarding Portal, wo beispielsweise ein Begrüßungsvideo der Geschäfts- oder Abteilungsleitung auf den bald neuen Mitarbeiter wartet. Auf diese Art und Weise haben wir einige Standardmomente kreiert, die den Zeitraum bis zum ersten Arbeitstag kommunikativ mit Hilfe passender Werbemittel überbrücken – eine Art Adventskalender bis zum Arbeitsbeginn.

Schritt für Schritt bewegt sich Suggle in Richtung Zukunft. Passend dazu hat die Agentur für ihre Mitarbeiter faire Sneaker in Portugal fertigen lassen.

Was bieten haptische Werbeträger, das andere Werbemedien nicht bieten können?

Physische Produkte schaffen einen echten „Wow“-Effekt. Sie lassen sich nicht einfach wegklicken und machen Freude. Wir haben gelernt: Was sich gut anfühlt, ist auch gut. Unser Slogan „feel.good.products“ steht genau dafür – wir wollen, dass unsere Produkte ein gutes Gefühl hinterlassen und die Marke spürbar machen.

Auch Corporate Wear gehört dazu. Wie wichtig ist das fürs Teambuilding?

Es gibt ein Beziehungsdreieck zwischen Menschen, Marke und Objekt. Wenn Corporate Fashion gut gemacht ist, tragen Mitarbeitende diese gerne und fungieren durch Farbe, Branding, Claim etc. gleichzeitig als Markenbotschafter. Aber man sollte niemanden in ein Korsett zwingen und das Tragen bestimmter Kleidung anordnen. Und: Eine wandelnde Litfaßsäule braucht auch nicht jedes Unternehmen. Es ist also ein sehr individueller Prozess, dass richtige Maß zu finden.

Bei suggle hat sich dieses Jahr beispielweise eine Menge verändert und wir haben große Schritte in Richtung unserer Vision gemacht. Darum haben wir bereits zu Weihnachten 2023 Corporate-Turnschuhe verschenkt. Wir haben in Portugal faire Sneaker nach unseren Vorstellungen fertigen lassen. Ich liebe diese Sneaker, weil sie die DNA unserer Vision nach außen tragen und in der internen Kommunikation die Story transportieren: Wir gehen gemeinsam, Schritt-für-Schritt in Richtung Zukunft und jeder trägt seinen Teil dazu bei!  Nebenbei: Die sehen einfach geil aus und tragen sich sehr gut.

 Mit Sven Scharr sprachen Dr. Mischa Delbrouck und Helen Lorenz.

 Bildquelle: Suggle